Vermögens-, Finanz- und Ertragslage

 

  • Betriebsergebnis auf Rekordniveau
  • Eigenkapital erstmals über 5 Milliarden Euro
  • Cashflow deutlich gesteigert

 

 

Mit 870 Millionen Euro erzielte die Würth-Gruppe erneut ein Rekordbetriebsergebnis. Im Vergleich zum Vorjahr entspricht dies einer Steigerung von 11,5 Prozent. Die Rendite erhöhte sich dadurch auf 6,4 Prozent (2017: 6,1 Prozent). Das Betriebsergebnis errechnen wir als das Ergebnis vor Ertragsteuern, vor Abschreibungen auf Firmenwerte und Finanzanlagen, vor ergebniswirksamer Vereinnahmung negativer Unterschiedsbeträge, vor ergebniswirksamer Anpassung von Kaufpreisverbindlichkeiten aus Akquisitionen sowie vor ergebniswirksamen Veränderungen der Minderheitsanteile, die als Fremdkapital ausgewiesen sind.

Nachdem das Betriebsergebnis 2017 in Deutschland mit 19,9 Prozent überdurchschnittlich angestiegen war, lag das Ergebnis 2018 bei 436 Millionen Euro (2017: 421 Millionen Euro), was einem Plus von 3,6 Prozent entspricht. Grund für den nur moderaten Ergebnisanstieg ist unter anderem die Sanierung von Gesellschaften der Geschäftseinheit Chemie. Der Anteil der deutschen Gesellschaften am Gesamtergebnis des Konzerns lag bei 50,1 Prozent, die Umsatzrendite lag bei 7,5 Prozent (2017: 7,8 Prozent). Mit einem neuen Rekord von über 160 Millionen Euro leistete die Adolf Würth GmbH & Co. KG den mit Abstand größten Ergebnisbeitrag. Weitere Leistungsträger in Deutschland sind die Gesellschaften Würth Elektronik eiSos, Würth Industrie Service, Arnold Umformtechnik und Reca Norm.

Die Gesellschaften außerhalb Deutschlands steigerten ihr Betriebsergebnis um 20,9 Prozent auf 434 Millionen Euro (2017: 359 Millionen Euro). Damit wuchsen diese Gesellschaften im Ergebnis deutlich dynamischer als der Inlandskonzern. Die Dynamik gründet zum einen auf Ergebnisverbesserungen von etablierten Direktvertriebsgesellschaften wie beispielsweise Würth Italien. Auf der anderen Seite ist es gelungen, die Restrukturierung des Direktvertriebsgeschäfts hin zum Multi-Kanal-Vertrieb in China und der Schweiz weiter voranzubringen. Schwierig ist hingegen die Situation in Großbritannien aufgrund der Unsicherheiten rund um das Thema Brexit. Aktuell sehen wir jedoch keine nennenswerten Auswirkungen des Brexits auf die Vermögens-, Finanz- und Ertragslage der Würth-Gruppe. Der Restrukturierungsbedarf bei einzelnen Industriegesellschaften in den USA und Skandinavien hat darüber hinaus ein noch stärkeres Ergebniswachstum verhindert.

Die Materialaufwandsquote liegt mit 49,9 Prozent leicht über dem Vorjahresniveau (2017: 49,1 Prozent). Gestiegene Rohstoffpreise verhinderten eine gleichbleibende Quote des Materialaufwands. Die sonstigen betrieblichen Erträge liegen mit 96 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahr (2017: 132 Millionen Euro). Der Rückgang resultiert aus einem Sondereffekt im Jahr 2017, in welchem durch die Neubewertung von Earn-out-Verbindlichkeiten im Bereich der US-Industriegesellschaften die sonstigen betrieblichen Erträge um 31,9 Millionen Euro angestiegen waren.

Ende Dezember 2018 beschäftigte die Würth-Gruppe 77.080 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Anstieg um 2.921 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Vergleich zum Dezember 2017 war mit ein Grund für das erzielte Umsatzwachstum, denn der Kontakt von Mensch zu Mensch ist die Stärke unseres Direktvertriebs. Der Außendienst arbeitet eng mit unserem schlagkräftigen Innendienst zusammen, der abhängig von der jeweiligen Vertriebsstrategie die notwendige Unterstützung bietet. Die Vertriebsmannschaft wurde 2018 um 923 Beschäftigte verstärkt. Der Anstieg im Innendienst betrug 4,8 Prozent. Bereinigt um Akquisitionen war es ein Plus von 4,2 Prozent. Die Personalaufwandsquote verbesserte sich mit 26,8 Prozent erneut gegenüber dem Vorjahr (2017: 27,3 Prozent). Ein wesentlicher Grund war die Erhöhung der Produktivität.

Die Abschreibungen lagen 2018 mit 375 Millionen Euro deutlich unter dem Vorjahr (2017: 426 Millionen Euro). 2017 sind die Abschreibungen aufgrund der Erhöhung der Wertminderungsaufwendungen bei Geschäfts- und Firmenwerten im Bereich der US-Industriegesellschaften angestiegen. Dieser Sachverhalt fiel 2018 weg und ist damit ein wesentlicher Grund für die Abnahme der Abschreibungen 2018. Die planmäßigen Abschreibungen, die sich einerseits durch getätigte Investitionen und andererseits durch die realisierten Akquisitionen ergaben, liegen über dem Vorjahresniveau.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen stiegen im Vergleich zum Umsatzwachstum unterproportional. Die Quote liegt mit 14,7 Prozent unter dem Vorjahr (2017: 15,2 Prozent). In den Bereichen Wartung und Instandhaltung sowie Fracht- und Lieferkosten haben sich die entsprechenden Aufwendungen nur unterproportional erhöht und konnten somit zu einer Verbesserung der Quote beitragen. Der Bereich Miete und Pacht entwickelte sich parallel zum Umsatzwachstum.

Der Nettofinanzaufwand hat sich reduziert. Ursächlich für diese Entwicklung waren hauptsächlich Kursgewinne im Rahmen der Währungsumrechnung.

Die Steuerquote verringerte sich im Geschäftsjahr 2018 auf 20,5 Prozent (2017: 24,8 Prozent). Ein wesentlicher Grund für diese Entwicklung ist der Rückgang der steuerlich nicht abzugsfähigen Abschreibungen auf Firmenwerte, vor allem im Zusammenhang mit den erhöhten Wertminderungsaufwendungen im Bereich der US-Industriegesellschaften, die im Jahr 2017 anfielen. Darüber hinaus wirkte sich eine Steuerrückerstattung in den USA im Jahr 2018 steuermindernd aus. Zur detaillierten Analyse verweisen wir auf [9] „Ertragsteuern“ in G. „Erläuterungen zur Konzern-Gewinn-und-Verlust-Rechnung“ im Konzern-Anhang.

Im vergangenen Geschäftsjahr erzielte die Würth-Gruppe mit einem Umsatz von 13,6 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis von 870 Millionen Euro gleich zwei neue Rekorde und hat damit ihre Ziele erreicht. Der Jahresüberschuss stieg auf 687 Millionen Euro. Dies sind für die Konzernführung im Kontext der weltweiten wirtschaftlichen Entwicklung sehr zufriedenstellende Ergebnisse. Die wesentlichen Steuerungsgrößen wie Umsatzerlöse und Betriebsergebnis haben sich deutlich verbessert. Auch die weiteren Kennzahlen Rohertrag, den wir als Umsatz minus Wareneinsatz errechnen, Fluktuation und Umsatzproduktivität haben sich verbessert beziehungsweise bewegen sich auf einem akzeptablen Niveau.

 

 

Investitionen und Cashflow
Wachstum gehört untrennbar zum Selbstverständnis der Würth-Gruppe. Wachstum durch Erschließen neuer Märkte und Wachstum in bestehenden Märkten setzt optimale Rahmenbedingungen voraus. Die Würth-Gruppe schafft diese unter anderem durch nachhaltige Investitionen. In den vergangenen zehn Jahren hat der Konzern rund 4,3 Milliarden Euro investiert. Investitionen in vertriebsnahe und produktive Bereiche stehen dabei seit jeher im Fokus. Bei den Investitionen im vergangenen Geschäftsjahr in Höhe von insgesamt 635 Millionen Euro (2017: 494 Millionen Euro) lag der Schwerpunkt daher auf dem Ausbau von IT-Infrastruktur und Lagerkapazitäten für unsere Vertriebsgesellschaften sowie in den Bereichen Produktionsgebäude, technische Anlagen und Maschinen für unsere Produktionsgesellschaften.

Die Kellner & Kunz AG aus Wels, Österreich ist Experte für Schrauben, Werkzeuge sowie DIN- und Normteile. Das Unternehmen investiert in der Zeit von 2018 bis 2020 rund 45 Millionen Euro in eine weitere Ausbaustufe der Logistik. Aus dem vergrößerten Lager in Wels werden nicht nur sämtliche Kunden aus Handwerk und Industrie in Österreich, Ost- und Südosteuropa beliefert, auch sämtliche Lieferungen an Industriekunden des Geschäftsbereichs RECA Group in Europa erfolgen vom Zentrallager in Wels. Durch die Umstellung auf ein Ware-zum-Mann-System und die parallele Kommissionierung wird die Auftragsabwicklung beschleunigt, was sich in einer noch höheren Kundenzufriedenheit widerspiegeln wird.

Durch das rasante Wachstum der Würth Elektronik eiSos Gruppe wurde bereits zwei Jahre nach der Eröffnung des hochmodernen Logistikzentrums eine Erweiterung erforderlich. Mit dem Bau von 4.000 m² Logistik-Nutzfläche und einem vollautomatischen Shuttle-Lager auf 1.300 m² Fläche werden die bestehenden Lager-, Kommissionier- und Logistikflächen am Standort in Waldenburg nochmals verdoppelt. Allein das neue Shuttle-Lager umfasst 36.000 m³ umbauten Raum. Mit dem Neubau unterstreicht Würth Elektronik eiSos ihren hohen Service-Anspruch, der die schnelle Belieferung von Kunden in aller Welt mit Mustern und großen Mengen elektronischer und elektromechanischer Bauelemente zusichert. Das Investitionsvolumen liegt bei weiteren 25 Millionen Euro.

Neben den Unternehmen der Allied Companies investierten auch die Gesellschaften der Würth-Linie kräftig in den Ausbau der Vertriebsaktivitäten – allen voran ist hier die Adolf Würth GmbH & Co. KG zu nennen. Im Juni 2018 erfolgte der Spatenstich für die bisher größte Logistikinvestition in der Würth-Gruppe mit einem Investitionsvolumen von rund 73 Millionen Euro. Das neue Umschlaglager der Adolf Würth GmbH & Co. KG verfolgt eine optimierte Logistikstrategie, die Liefersplits vermeidet und Positionen pro Bestellung bündelt, sodass der Kunde genau ein Paket bzw. eine Sendung erhält. Auf einer Grundfläche von 50.000 Quadratmetern entstehen 62 Andockstellen zur Be- und Entladung von Lkw. Neben den insgesamt 12.800 Palettenplätzen werden auch neue Kapazitäten für großvolumige und sperrige Artikel geschaffen. Im Endausbau arbeiten rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Zweischichtbetrieb in dem neuen Logistikkomplex. Die Fertigstellung ist für Sommer 2020 geplant.

Um den Kunden weiterhin eine maximale Versorgungssicherheit und höchste Produkt-, Service- sowie Systemqualität zu bieten, investierte die Würth Industrie Service in Bad Mergentheim 2018 einen Betrag von 43 Millionen Euro. Unter anderem wurde mit den Erweiterungsbaumaßnahmen für das OSR-Shuttlelager und für das Hochregallager um zusätzliche 39.000 Stellplätze begonnen. Es sind weitere Investitionen in Gebäude, Technologien wie Open Shuttles als fahrerlose Transportsysteme, Kommissionier- und Palettierroboter sowie Lagerkapazitäten in Planung, sodass bis zum Jahr 2020 eine Steigerung auf mehr als 1.000.000 Stellplätze zu erwarten ist.

Insgesamt entfielen mit 362 Millionen Euro 57,0 Prozent des Investitionsvolumens auf Deutschland, was Ausdruck der nach wie vor großen Bedeutung des Heimatmarkts für die Würth-Gruppe ist.

Durch ein effizientes Investitionscontrolling mit ausgefeilten Erfassungs- und Auswertungsmöglichkeiten ist die Konzernführung jederzeit in der Lage, auf sich ändernde Rahmenbedingungen schnell zu reagieren. Auch dadurch haben wir 2018 erneut unser Ziel erreicht, die Investitionen in immaterielle Vermögensgegenstände und Sachanlagen vollständig aus dem operativen Cashflow zu finanzieren. Dieser lag bei 751 Millionen Euro (2017: 584 Millionen Euro) und damit um 28,6 Prozent über dem Vorjahr. Insbesondere der geringere Bestandsaufbau der Vorräte zur Sicherung der Lieferfähigkeit der Würth-Gruppe sowie die geringere Zunahme der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen im Vergleich zu 2017 waren Gründe für den Anstieg. Auch der Anstieg der Verbindlichkeiten aus Finanzdienstleistungen spiegelt sich positiv im Cashflow wider. Zur Finanzierung der Investitionen des Jahres 2018 in Höhe von 635 Millionen Euro waren 84,6 Prozent des operativen Cashflows notwendig (2017: 84,6 Prozent). Weiteren Einfluss auf die Cashflow-Rechnung hatte der Kauf der Restanteile der Liqui Moly GmbH sowie der Verkauf der Anteile an der Paravan GmbH.

Einkauf
Der Einkaufsmanagerindex der Euro-Zone sank nach dem Höchststand im Dezember 2017 (60,6 Punkte) stetig und erreichte im Dezember 2018 einen Wert von 51,4 Punkten. Damit liegt er zwar weiterhin über der Wachstumsmarke von 50 Punkten, jedoch zeigt sich eine Abschwächung der konjunkturellen Lage im Euro-Raum. Daher sind die Aussichten der Wirtschaftsentwicklung im Euro-Raum nicht mehr so euphorisch wie zuletzt, gleichwohl noch immer positiv.

Die Einkaufsmanagerindizes der USA und China zeigten sich im Jahr 2018 sehr volatil und sanken zum Jahresende deutlich. Während der Index für die USA im Dezember 2018 trotzdem noch den Wert von 54,1 Punkten erreichte, sank der Index für China in der zweiten Jahreshälfte sogar unter die 50-Punkte-Marke auf einen Wert von 49,4 Punkten im Dezember 2018.

Die Beschaffungsmärkte waren in den ersten drei Quartalen 2018 durch insgesamt hohe Rohstoffnotierungen charakterisiert, einige Produktbereiche zudem von Versorgungsengpässen und Rohstoffknappheiten (z. B. bei Silikonen und Kältemitteln) geprägt.

Eine teilweise Vollauslastung der Lieferanten und die daraus resultierenden langen Lieferzeiten erhöhten den Druck auf die Einkaufspreise. Infolgedessen sah sich der Einkauf der Würth-Gruppe in einigen Bereichen mit partiell drastischen Preisforderungen konfrontiert und war in Teilen zu Preiszugeständnissen gezwungen, um die Lieferfähigkeit der Produkte aufrechtzuerhalten. Im vierten Quartal 2018 verdichteten sich positive Anzeichen zur Lage auf den Beschaffungsmärkten. So zeigte sich die Entwicklung der Lieferzeiten zuletzt günstiger für uns, und in kürzlich stattgefundenen Verhandlungen mit Lieferanten konnten erste positive Resultate zur Preisentwicklung erzielt werden. Für 2019 gehen wir deshalb davon aus, dass sich die Einkaufspreise über das Gesamtsortiment stabil zeigen werden. Gleichwohl kann es in einzelnen Teilsegmenten durchaus zu Verteuerungen kommen (z. B. bei Silikonen). Diese können jedoch durch Einkaufspreisreduzierungen in anderen Produktbereichen ausgeglichen werden.

Über den Ausgang des Handelskriegs zwischen den USA und China liegen aktuell keine gesicherten Informationen vor und die Auswirkungen dieses Handelsstreits sind noch nicht absehbar. Gleichzeitig verhandeln die USA mit Japan über ein neues Freihandelsabkommen. Im Dezember 2018 fanden dazu erste Handelsgespräche beider Länder statt. Auch die Auswirkungen eines solchen Abkommens auf die Weltwirtschaft sind noch nicht absehbar.

In einem aktuellen Projekt sollen die Einkaufsvolumina der Gesellschaften der Würth-Linie gebündelt werden. Durch die Harmonisierung des weltweiten Würth Artikelstamms und die weltweite Vereinheitlichung der Produkt-Qualitätsstufen wird die Produktivität im Bereich Einkauf und Produktmanagement weiter steigen.

Ein sogenanntes Cost Improvement Team soll 2019 zur weiteren Optimierung der Einkaufsabläufe der Würth-Linie aufgebaut werden.

Ziel des Projekts ist es, durch die Verfolgung von wertanalytischen und Cost-to-Design-Ansätzen die Produkt-Preistransparenz innerhalb der Funktion Einkauf der Würth-Linie zu stärken und somit den Einkäufern eine zusätzliche Unterstützung bei Verhandlungen mit Lieferanten zu bieten.

Vorräte und Forderungen
Vorräte und Forderungen sind für die Würth-Gruppe als international tätigen Konzern wesentliche Bilanzpositionen, deren Management und Optimierung permanent im Fokus der Unternehmensleitung stehen. Beide Bilanzpositionen erlauben relativ kurzfristig eine Steuerung und Optimierung der Liquidität und Kapitalbindung im Konzern. Dabei gilt es jeweils, die richtige Balance im Spannungsfeld zwischen Sicherstellung einer hohen Kundenzufriedenheit mittels optimalem Lieferservice und adäquaten Zahlungszielen einerseits und Optimierung der betriebswirtschaftlichen Kennzahlen andererseits zu finden.

Das Umsatzwachstum im Geschäftsjahr 2018 in Höhe von 7,1 Prozent ging einher mit einem Anstieg der Vorräte und Forderungen. Die Zunahme des Vorratsbestands lag bei 12,8 Prozent auf 2.205 Millionen Euro (2017: 1.956 Millionen Euro). Dieser zum Umsatz überproportionale Anstieg ist nur zu einem geringen Teil auf Akquisitionen zurückzuführen (23,2 Millionen Euro). Der überwiegende Teil erfolgte aufgrund von Bevorratungskäufen wegen der angespannten Preis- und Versorgungssituation am Beschaffungsmarkt vor allem in den ersten drei Quartalen 2018. Der auf Basis von 12 Monaten berechnete Lagerumschlag reduzierte sich deshalb von 5,1- mal Ende 2017 auf 4,8-mal Ende 2018. Die positiven Signale auf den Beschaffungsmärkten im vierten Quartal 2018 führten nicht mehr zu einer Trendumkehr bei dieser Kennzahl. Ein Aufbau der Lagerbestände bietet in diesem insgesamt sehr volatilen Marktumfeld die Möglichkeit der Absicherung. Unser Anspruch ist es, die Kunden nicht nur zufriedenzustellen, sondern zu begeistern. Dazu gehört auch ein Servicegrad nahe der 100-Prozent-Marke. Dafür nahmen wir im Jahr 2018 in Kauf, im Einzelfall Produkte entgegen allen betriebswirtschaftlichen Optimierungsbestrebungen auf Lager zu legen, um die Ware spätestens einen Tag nach Bestellung beim Kunden anliefern zu können. In 97 von 100 Fällen haben wir das 2018 geschafft.

Die Forderungen aus Lieferungen und Leistungen stiegen mit 9,7 Prozent auf 1.885 Millionen Euro (2017: 1.719 Millionen Euro). Mithilfe ausgefeilter Controllingsysteme und der damit möglichen schnellen Reaktion auf sich andeutende Fehlentwicklungen sowie durch ein perfektes Zusammenspiel von Vertrieb und Forderungsmanagement gelingt es der Würth-Gruppe seit Jahren, ein niedriges Niveau der Forderungsbestände im Verhältnis zum Umsatz zu erreichen. Die entsprechende Kennzahl Debitorentage (auf Basis einer 12-Monats-Berechnung) konnte mit 53,6 Tagen allerdings nicht ganz das Niveau aus dem Jahr 2017 halten (53,1 Tage). Wir sind mit diesem Ergebnis dennoch zufrieden, wenn man berücksichtigt, dass die Würth-Gruppe in über 80 Ländern der Erde mit ganz unterschiedlichen Zahlungsgewohnheiten aktiv ist. Erfreulich ist, dass sich diese Kennzahl in Deutschland seit Jahren auf einem anspruchsvoll niedrigen Niveau von 42 Tagen halten kann. Traditionell liegen die Debitorentage hier auf einem geringeren Niveau als bei den Gesellschaften außerhalb Deutschlands.

Wir werden auch weiterhin durch eine leistungsstarke Zusammenarbeit zwischen Vertrieb und Debitorenmanagement und mittels verfeinerter Analysen an der Optimierung der Forderungsbestände arbeiten. Kritisch sehen wir das Zahlungsverhalten in Osteuropa, Südeuropa, China, im Mittleren Osten und in Indien, das sich wachstumshemmend auswirkt.

Der Prozentsatz der Forderungsausfälle und der Aufwendungen aus der Zuführung zu Wertberichtigungen bezogen auf die Umsatzerlöse reduzierte sich auf 0,3 Prozent (2017: 0,5 Prozent).

 

 

Finanzierung
Das Eigenkapital der Würth-Gruppe stieg im vergangenen Jahr um 8,2 Prozent auf 5.172 Millionen Euro. Das ist ein Plus von 393 Millionen Euro.

Mit diesem Zuwachs konnte die für ein Handelsunternehmen seit Jahren hohe Eigenkapitalquote nochmals verbessert werden und lag zum Jahresende bei 47,1 Prozent (2017: 46,5 Prozent). Die gute Eigenkapitalausstattung ist seit Jahren die Basis einer konstant hohen finanziellen Stabilität sowie der soliden Finanzierung der Unternehmensgruppe und stärkt das Vertrauen der Kunden und Lieferanten in den Konzern. Ursache dafür ist die für einen Familienkonzern typische Verhaltensweise, Gewinne weitgehend in das Unternehmen zu reinvestieren. Die hohe Eigenmittel-Finanzierung stellt eine relativ große Unabhängigkeit von externen Kapitalgebern sicher.

Die Bilanzsumme erhöhte sich um 707 Millionen Euro auf 10.974 Euro (2017: 10.267 Millionen Euro). Der Anstieg um 6,9 Prozent ist im Wesentlichen auf den Anstieg des Sachanlagevermögens, der Vorräte sowie der Forderungen aus Lieferungen und Leistungen zurückzuführen. Entsprechend erhöhte sich die Nettoverschuldung von 955 Millionen Euro 2017 auf 1.207 Millionen Euro. Die Finanzdienstleistungsaktivitäten trugen ebenfalls zum Bilanzsummenwachstum bei. Die Refinanzierung im Bankgeschäft erfolgte vorwiegend durch Kapitalsammelstellen und Refinanzierungsprogramme der Europäischen Zentralbank, im Bereich Leasing hauptsächlich durch das eigens dafür aufgelegte ABCP-Programm („Asset Backed Commercial Paper“-Programm) sowie durch Forfaitierungen.

Seit über 20 Jahren unterzieht sich die Würth-Gruppe einem jährlichen Ratingprozess. Standard & Poor’s als führende Rating-Agentur bestätigte 2018 erneut das Rating der Würth-Gruppe mit A /outlook stable. Die Bewertung spiegelt das Vertrauen in die künftige erfolgreiche Entwicklung des Geschäftsverlaufs und der Finanzkennzahlen wider. Die Chancen und Perspektiven der Würth-Gruppe werden positiv eingeschätzt. Das seit Jahren gute Rating ist nicht nur Ausdruck einer positiven Bonitätseinstufung, sondern auch Zeichen einer kontinuierlichen und erfolgreichen Entwicklung der Unternehmensgruppe und der Stabilität unseres Geschäftsmodells.

Die Würth-Gruppe hat die niedrigen Zinsen an den Kapitalmärkten zur Aufnahme langfristiger Mittel im vergangenen Jahr genutzt und über die Würth Finance International B.V. am 15. Mai 2018 erfolgreich eine Euro-Anleihe über 500 Millionen Euro am Markt platziert. Die Anleihe mit einer Laufzeit von sieben Jahren verfügt über einen Zinskupon von 1,00 Prozent p. a. Die Emission stärkt die langfristige Finanzierungs- und Liquiditätsbasis der Würth-Gruppe als Grundlage für das zukünftige Konzernwachstum. Die durchschnittliche Laufzeit der ausstehenden Finanzverbindlichkeiten der Würth-Gruppe verlängerte sich deutlich. Mit der am 25. Mai 2018 fällig gewordenen Rückzahlung der zu 3,75 Prozent verzinsten 500-Millionen-Euro-Anleihe reduzierte sich der Durchschnittszinssatz für das verzinsliche Fremdkapital der Würth-Gruppe markant. Zum Ende des Geschäftsjahrs 2018 verfügt die Würth-Gruppe damit über drei am Kapitalmarkt emittierte Anleihen sowie ein US Private Placement. Alle hiermit im Zusammenhang stehenden Covenants wurden eingehalten. Im Jahr 2020, 2022 und 2025 werden Anleihen in Höhe von je 500 Millionen Euro sowie im Jahr 2021 das Private Placement von 200 Millionen US-Dollar fällig. Die Fälligkeiten sind demzufolge gut verteilt. Für weitere Angaben zur Fälligkeit und Zinsstruktur verweisen wir auf die Ausführungen im Konzern-Anhang: H. „Erläuterungen zur Konzern-Bilanz“, [25] „Finanzschulden“.

Zum 31. Dezember 2018 verfügte die Würth-Gruppe über liquide Mittel in Höhe von 493 Millionen Euro (2017: 671 Millionen Euro). Zusätzlich besitzt die Gruppe eine bisher nicht genutzte, von einem Bankenkonsortium bis Juli 2023 fest zugesagte Kreditlinie in Höhe von 400 Millionen Euro. Die Liquiditätsreserven sind also ausreichend. Als Grundlage für die langfristige Finanzierung verfügt die Würth-Gruppe über ein „Euro Medium Term Notes“-Programm. Dieses Programm bietet eine hohe Flexibilität bei der Emission von Anleihen.