Prognosebericht
Gesamtwirtschaftliches Umfeld
Für das Jahr 2019 wird eine weitere Abschwächung des globalen BIP erwartet. Demnach wächst die globale Wirtschaftsleistung 2019 nur noch um 3,5 Prozent. Das sind 0,2 Prozentpunkte weniger als 2018 (+ 3,7 Prozent). Begründet sehen die Experten diese pessimistische Einschätzung in den anhaltenden Handels- und Zollkonflikten, den schwächelnden Wachstumsraten in vielen Ländern gerade in der zweiten Jahreshälfte 2018 sowie in den Auswirkungen des drohenden ungeregelten Brexits. Damit hätte das globale Wachstum im vergangenen Jahr vorerst seinen Höhepunkt erreicht.
Ähnlich pessimistisch dürfte das Ergebnis für Deutschland, den größten Absatzmarkt der Würth-Gruppe, ausfallen: Der IWF rechnet für das Jahr 2019 nur noch mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 1,3 Prozent (2018: + 1,4 Prozent). Die Experten der EU-Kommission prognostizieren mit 1,1 Prozent, die Bundesregierung mit nur noch 1,0 Prozent Wachstum, eine noch düsterere Zukunft. Ein noch bedrohlicheres Bild von lediglich 0,7 Prozent zeichnet die OECD in ihren jüngsten Prognosen. Die Diskussion um Dieselfahrverbote, Produktionsschwierigkeiten in der Automobilindustrie, die geringere externe Nachfrage, aber auch ein schwächerer Privatkonsum werden für diese Entwicklung verantwortlich gemacht. Hinzu kämen laut Experten die Hängepartie um den EU-Austritt Großbritanniens und die Haushaltsschieflage in Italien, die letztlich die gesamte Konjunktur in Europa gefährde. Nicht zu unterschätzen sei darüber hinaus, dass eine schwächelnde Konjunktur Steuereinnahmen hierzulande vermindere. Als Wachstumstreiber hingegen gilt die Bauwirtschaft, die auch 2019 als Stütze der Konjunktur gehandelt wird und einen der wichtigsten Umsatzgaranten für die Würth-Gruppe darstellt.
Der Umsatzschwerpunkt der Würth-Gruppe liegt in der Euro-Zone. Schon 2018 wuchs das BIP in den 19 Ländern der Währungsunion deutlich langsamer (2018: + 1,8 Prozent). Für das Jahr 2019 prognostizieren die Experten eine erneute Abschwächung um 0,5 Prozentpunkte auf nur noch 1,3 Prozent Wachstum. Die Wirtschaft in Spanien verliert weiter an Fahrt, weshalb für 2019 ein Wachstum von nur 2,2 Prozent (2018: + 2,5 Prozent) prognostiziert wird. Die vorgezogenen Neuwahlen im April 2019 könnten das Konjunkturwachstum erneut bremsen und das Land in eine Rezession stürzen. Die viertgrößte Volkswirtschaft Europas, Italien, steckt ebenfalls in einer Rezession. Folglich korrigieren die Experten die Wachstumsprognose für 2019 nochmals deutlich nach unten auf ein Plus von nur noch 0,2 Prozent (2018: + 0,8 Prozent). Etwas besser sieht das Bild in Frankreich aus. Dort behauptete sich die Wirtschaft zu Jahresbeginn trotz der „Gelbwesten-Proteste“. Die französische Regierung plant derzeit für 2019 mit einem Anstieg des Wirtschaftswachstums von 0,2 Prozentpunkten auf 1,7 Prozent (2018: + 1,5 Prozent).
Für Großbritannien bleiben die Prognosen weiterhin schwach. Hier wird 2019 mit einem Wachstum von nur noch 1,2 Prozent gerechnet (2018: + 1,4 Prozent). Damit würde die britische Wirtschaft auf das geringste BIP-Plus seit der Finanzkrise vor zehn Jahren zusteuern.
Vor allem durch die Steuerreform von Präsident Donald Trump ist die US-amerikanische Wirtschaft im vergangenen Jahr um 2,9 Prozent gewachsen. Für 2019 wird allerdings bereits eine Abschwächung um 0,4 Prozentpunkte auf insgesamt 2,5 Prozent erwartet.
Die für die Würth-Gruppe wichtigen Schwellenländer China und Indien bleiben ein globaler Wachstumsmotor. Chinas Wachstum geriet 2018 allerdings ins Stocken: 6,6 Prozent waren das geringste Wachstum seit fast drei Jahrzehnten. Für 2019 erwarten die Experten mit einem Plus von 6,2 Prozent eine weitere Abschwächung des Konjunkturwachstums. Grund dafür ist unter anderem der anhaltende Handelskonflikt mit den USA. Bereits gegen Ende des Jahres 2018 gingen Konsum und Investitionen zurück.
Indien blickt nach einem durchwachsenen Wirtschaftsjahr 2018 wieder positiv in die Zukunft. Vor allem die Exporte sollen 2019 kräftig zulegen. Deshalb wird mit einer Steigerung des Bruttoinlandsprodukts von 7,6 Prozent gerechnet. Damit bleibt Indien die am schnellsten wachsende Wirtschaft und könnte Großbritannien auf dem fünften Platz der größten Volkswirtschaften ablösen.
Die Experten des Bundesfinanzministeriums sagen Lateinamerika für 2019 wieder einen Anstieg des BIP voraus. Es werden 2,2 Prozent Wachstum prognostiziert. Da es 2019 keine großen Wahlen in den einzelnen Ländern gibt, ist mit einer weitestgehend politischen Stabilität zu rechnen. Zum Risiko könnten allerdings die fallenden Rohstoffpreise werden. Auch die Unruhen in Venezuela, dem Land mit den größten Ölreserven, könnten den positiven Ausblick trüben.
Für Russland wird 2019 ein geringeres BIP-Wachstum von nur noch 1,2 bis 1,7 Prozent erwartet (2018: + 2,3 Prozent). Grund dafür ist unter anderem die Verschlechterung der mittelfristigen Ölpreisaussichten. Da es keine Anzeichen für die Realisierung marktwirtschaftlicher Reformen gibt, wird auch für die kommenden Jahre nur ein schwaches Wachstum erwartet.
Entwicklung der Würth-Gruppe
- Steigerung bei Umsatz und Betriebsergebnis
- Ausbau der E-Business-Aktivitäten
- neues Umschlaglager für nachhaltiges Wachstum
Mit einem Umsatz von 13,6 Milliarden Euro und einem Betriebsergebnis von 870 Millionen Euro erreichte die Würth-Gruppe auch 2018 bei beiden Kennzahlen neue Rekordwerte. Die Steigerung beim Umsatz beläuft sich auf 7,1 Prozent, das Plus beim Betriebsergebnis lag bei 11,5 Prozent. Ein Beleg dafür, dass unsere Kunden die Qualität unserer Produkte und das große Angebot an Serviceleistungen schätzen und Würth als Lieferanten fest in ihren Betriebsprozessen verankert haben. Auch den für unsere Kunden wichtigen Faktor Erreichbarkeit haben wir 2018 mit der ersten Würth24 Niederlassung erhöht: Hier können die Kunden an 6 Tagen in der Woche rund um die Uhr einkaufen – auch außerhalb der regulären Öffnungszeiten und sind damit noch flexibler und unabhängiger in der Deckung ihres Sofortbedarfs. Der Zugang erfolgt über die Würth App mittels QR-Code. Innovativste Technik übernimmt die Waren- und Auftragserfassung elektronisch. So machen wir die Chancen der Digitalisierung über weitere Innovationen in Produkt und Service unseren Kunden verfügbar und entwickeln traditionelle Modelle in die Zukunft. Ob über den Onlineshop, das dichte Niederlassungsnetz oder den Außendienstmitarbeiter: Der Würth Kunde weiß, Würth ist erreichbar, Würth liefert. Denn auch der Arbeitsradius unserer Handwerkskunden hat sich verändert. Der professionelle Handwerker ist heute oftmals über seine Heimatregion hinaus im Einsatz. Ein zuverlässiger Service und qualitätstreue Produkte überall vor Ort sind auch für ihn Entscheidungskriterien für den Erfolg in der Zufriedenstellung seiner eigenen Kunden.
Die tief in der Tradition des Konzerns verankerte Unternehmenskultur und das Werteverständnis in der Partnerschaft mit unseren Kunden, aber auch in der Zusammenarbeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist Grundlage all unseres Handelns, was nicht zuletzt seinen Beweis in der erneuten Auszeichnung von Focus-Business als „TOP nationaler Arbeitgeber 2019“ findet. Berechenbarkeit, Zuverlässigkeit, Achtung und Respekt im Umgang miteinander haben bei Würth auch in Zeiten von Industrie 4.0 nicht weniger Gewicht und bilden den Kern aller Beziehungen. Diese Verantwortung zeigt sich auch im Engagement für die Gesellschaft, der wir uns als prosperierendes Unternehmen verpflichtet fühlen. Sichtbar wird dies aktuell in der Erweiterung des Carmen Würth Forum. Das Kultur- und Kongresszentrum wird um einen flexibel nutzbaren Konferenzbereich sowie ein Museum ergänzt und bietet damit alle Voraussetzungen für erfolgreiche Kongress- und Konferenzveranstaltungen auf höchstem Niveau. In der Region ist das Carmen Würth Forum bereits fest etabliert: 2018 fanden rund 100 Veranstaltungen mit über 72.000 Besuchern statt. Die Investitionssumme für die Erweiterung beläuft sich auf rund 39 Millionen Euro. Die Eröffnung ist für April 2020 geplant.
Aktivitäten im E-Business
Der Ausbau der E-Business-Aktivitäten steht weiterhin im strategischen Fokus der Würth-Gruppe. Die internationale Implementierung zentraler Onlineshop-, App- und E-Procurement-Systeme bietet die Voraussetzung, um digitale Vertriebs- und Service-Initiativen schnell multiplizieren zu können. So nutzen mittlerweile über 50 Gesellschaften einen zentralen Onlineshop, der im ersten Quartal 2019 erneut mit einem hochdotierten Preis als bester B2B-Shop ausgezeichnet wurde. Darüber hinaus gibt es in zahlreichen Gesellschaften individuelle, auf die jeweilige Kundenzielgruppe angepasste Lösungen.
Aufbauend auf dieser Systemlandschaft wurden unterschiedlich gestaltete Digitalstrategien für die verschiedenen Business-Units der Würth-Gruppe entwickelt. Diese beinhalten in differenzierter Ausprägung Recruiting- und Budgetpläne, enge Kooperationen mit Digital-Marketing-Agenturen, langfristige Partnerschaften mit Start-Ups und etablierten Softwareherstellern sowie Kundenseminare oder E-Business-Fachtage für unterschiedliche Kundenzielgruppen.
Innerhalb der Würth-Linie gewinnt das Thema E-Procurement an Bedeutung, um Kunden ganzheitliche digitale Lösungen anbieten zu können. In zahlreichen Ländern werden dabei Spezialisten eingesetzt, welche die Bestell- und Lagermanagementprozesse von definierten Zielkunden analysieren, um durch E-Procurement-Umsetzungen die Prozesskosten unserer Kunden im C-Teile-Management zu senken.
In ausgewählten Regionen wie beispielsweise China sowie Teilen Süd- und Ostasiens wird außerdem die Kooperation mit Marktplätzen und Plattformen vorangetrieben, um die Multi-Kanal-Strategie noch besser umzusetzen.
Big Data ist ein Ansatz, der diese Aktivitäten zielgerichtet ergänzt. Neben einer spezialisierten Einheit in Berlin werden in verschiedenen Einzelgesellschaften Data Scientists aufgebaut, um aus dem Einkaufs- und Informationsverhalten unserer Kunden konkrete Vertriebsaktivitäten, neue Servicebausteine und Ansätze für Prozessoptimierungen abzuleiten.
Ausbau der Logistik
Die Adolf Würth GmbH & Co. KG baut direkt in der Nähe des Firmensitzes an der Autobahn 6 ein neues Umschlaglager, das verschiedene Versandstellen und Außenläger zusammenfasst. Spatenstich war im Juni 2018. Ziel der Logistikstrategie ist die Vermeidung von Liefersplits und die Bündelung der Positionen pro Bestellung, sodass der Kunde genau ein Paket bzw. eine Sendung erhält, wodurch sich auch die Anzahl der Packstücke und das Füllmaterial reduziert. Über eine eigene Hauptumschlagsbasis (HUB) – Sammel- und Knotenpunkt – werden die Voraussetzungen für die Zusammenfassung von Warenströmen zur Weiterverteilung innerhalb Deutschlands und in ganz Europa geschaffen. Rund 20 Prozent aller Aufträge für das neue Lager gehen direkt ins europäische Ausland.
Das Lager ist aufgrund des Gebäudekonzepts multifunktional nutzbar, hat eine Grundfläche von rund 50.000 m² und verfügt über 62 Andockstellen zur Be- und Entladung der Lkw. Die Investitionssumme beläuft sich auf rund 73 Millionen Euro. Die Fertigstellung ist für Sommer 2020 geplant.
Gesamtaussage zur zukünftigen Entwicklung der Würth-Gruppe
Profitables Wachstum ist der Treiber aller Aktivitäten der Würth-Gruppe und somit strategisches Ziel. Zur Erreichung dieses Ziels gibt es für jeden Geschäftsbereich ein spezifisches Maßnahmenbündel. Diese Maßnahmen haben geschäftsbereichsübergreifend eine Gemeinsamkeit: den Ausbau unserer Vertriebsmannschaft, um näher beim Kunden zu sein und dessen Bedürfnisse noch besser und schneller zu erkennen und zu decken. In der Würth-Linie, dem mit 56 Prozent Umsatzanteil größten Geschäftsbereich, setzen wir auf den weiteren Ausbau unseres Multi-Kanal-Ansatzes, bestehend aus Außendienst, Abholshops und E-Business. Dieser Multi-Kanal-Ansatz kommt mehr und mehr auch im Ausland zum Einsatz, wo unsere Marktanteile noch geringer sind.
Für das Geschäftsjahr 2019 erwartet die Würth-Gruppe ein mittleres einstelliges Umsatzwachstum und ein hierzu proportionales Betriebsergebniswachstum. Für die Steuerungsgröße prozentualer Rohertrag rechnen wir mit einer konstanten Entwicklung. Von einer leicht positiven Entwicklung gehen wir bei den Kennzahlen Debitorentage, Lagerumschlag und Fluktuation aus. Alle Aussagen beruhen darauf, dass sich Innovation, Beschäftigung und Wachstum der Weltwirtschaft weiterhin positiv entwickeln.